Date: 28. Oktober 2024 - 20. Januar 2025
Place: Mathematikzentrum, Lipschitz-Saal, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn
Organizer: Michael Friedman, Henning Heller, Hannes Junker, Rainer Kaenders und Walter Purkert
- Rogier Bos (Utrecht): B there or B square: inquiry at the mathematics B-day.
- Rudolf Sträßer (Gießen/Münster): Mathematikunterricht und Mathematikdidaktik im Nationalsozialismus
- Reinhard Siegmund-Schultze (Kristiansand): Der österreichische angewandte Mathematiker Richard von Mises (1883-1953) und einiges über sein Verhältnis zu Bonner Mathematikern in Geometrie und Mechanik (Study), Wahrscheinlichkeitsrechnung (Hausdorff) und Philosophie (Toeplitz)
- Thomas Morel (Wuppertal): "Die mathematische Lehrart ohne das äusserliche Kleid": zum Alltagsleben einer akademischen Disziplin im 18. Jahrhundert
Monday, October 28, 2024
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Rogier Bos (Utrecht): B there or B square: inquiry at the mathematics B-day.
Monday, November 18, 2024
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Rudolf Sträßer (Gießen/Münster): Mathematikunterricht und Mathematikdidaktik im Nationalsozialismus
Monday, December 2, 2024
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Reinhard Siegmund-Schultze (Kristiansand): Der österreichische angewandte Mathematiker Richard von Mises (1883-1953) und einiges über sein Verhältnis zu Bonner Mathematikern in Geometrie und Mechanik (Study), Wahrscheinlichkeitsrechnung (Hausdorff) und Philosophie (Toeplitz)
Monday, January 20, 2025
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Thomas Morel (Wuppertal): "Die mathematische Lehrart ohne das äusserliche Kleid": zum Alltagsleben einer akademischen Disziplin im 18. Jahrhundert
Rogier Bos (Utrecht): B there or B square: inquiry at the mathematics B-day.
The Mathematics B-day is an international, day-long challenge that invites teams of secondary school students to dive into exciting, hands-on explorations of mathematics. A counterpart to the Alympiad, and known in Germany as part of the Macht Mathe initiative, this event encourages students to collaboratively explore unfamiliar areas of mathematics, sometimes tackling assignments that echo real-world open problems.
As a coordinator and member of the design team—which included colleagues Rainer Kaenders and Stephan Berendonk from Germany—I have had the privilege of designing these assignments over the past eight years. Crafting tasks for Mathematics B-day presents a unique set of didactical challenges, sparking discussions about how to make the subjects at the same time enough accessible and allow inquiry. In this contribution, I will share insights into these design processes, illustrated with engaging sample tasks from previous years.
I hope you'll end up as excited about this lovely initiative, the Mathematics B-day, as I am.
Rudolf Sträßer (Gießen/Münster): Mathematikunterricht und Mathematikdidaktik im Nationalsozialismus
Die Mathematikdidaktik als Wissenschaftsdisziplin, wie wir sie heute kennen, hat sich erst im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert. In den Jahren von 1933 bis 1945 gab es jedoch bereits eine „Noosphäre“ des Mathematikunterrichts, also eine Ansammlung von Institutionen und Personen, die sich um das Lehren und Lernen von Mathematik Gedanken machten und stritten. Neben Einzelpersonen waren das vor allem (Lehrer)Vereine, Zeitschriften und staatliche Institutionen, die sich um Form und Inhalt des Mathematikunterrichts kümmerten. Die Nationalsozialisten versuchten in ihrem gesamten Herrschaftsbereich einheitliche Verhältnisse in Schulorganisation wie Unterrichtsinhalt durchzusetzen, was sich unter anderem in den nach Geschlechtern getrennten Lehrplänen widerspiegelte. Im Vortrag wird mit Schwerpunkt auf der Mathematikdidaktik (auch) beleuchtet, welche Rolle die Mathematik und der Mathematikunterricht in Theorie und Praxis des Nationalsozialismus spielten.
Reinhard Siegmund-Schultze (Kristiansand): Der österreichische angewandte Mathematiker Richard von Mises (1883-1953) und einiges über sein Verhältnis zu Bonner Mathematikern in Geometrie und Mechanik (Study), Wahrscheinlichkeitsrechnung (Hausdorff) und Philosophie (Toeplitz)
Der als Ingenieur in Wien ausgebildete Richard von Mises war in den 1920er Jahren Direktor des Instituts für angewandte Mathematik in Berlin und Initiator eines international einflussreichen Programms in Lehre und Forschung. Ungefähr zur selben Zeit vertrat von Mises ein Grundlagenprogramm der Wahrscheinlichkeitstheorie, das 1933 im Wesentlichen durch Kolmogorovs Axiomatisierung von 1933 abgelöst wurde. Der Bonner Mathematiker Felix Hausdorff hatte bereits 1919 Mises in einem Briefwechsel wegen dessen Axiomatik kritisiert. Weitere Anregungen empfing von Mises von Eduard Study in den Grundlagen der Geometrie und Mechanik und von Otto Toeplitz in der Integralgleichungstheorie. Dem etwa gleichaltrigen Toeplitz begegnete von Mises freundschaftlich im Umkreis der Göttinger Klein und Hilbert unter anderem als Mitarbeiter an der „Encyklopädie der Mathematischen Wissenschaften“. In den 1930er Jahren, als sie beide schon von den Nazis aus ihren Stellungen vertrieben waren, gerieten Toeplitz und von Mises in einen Konflikt über den Physiker und Philosophen Ernst Mach (1838-1916), dessen eifriger Anhänger sein Landsmann von Mises war. Toeplitz‘ Doktoranden Walter Stein (1930) und Dora Reimann (1932-36) hatten Machs Kritik an Archimedes‘ Herleitung des Hebelgesetzes als ungerechtfertigt zurückgewiesen.
Thomas Morel (Wuppertal)
Die Geschichte der mathematischen Disziplinen, wie sie im 18. Jahrhundert an den Universitäten gelehrt wurden, ist bemerkenswert wenig erforscht. Was wurde gelehrt? Von wem? Nach welchen Lehrbüchern und mit welchen Instrumenten? Mit welcher Methode und zu welchem Ziel? Inwieweit kann die Geschichte des mathematischen Unterrichts für die Geschichte der Mathematik im Allgemeinen relevant sein? In den letzten Jahren hat die Universitätsgeschichte neue Ergebnisse erzielt, die es ermöglichen, die Stellung der Mathematik neu zu bewerten. Anhand der Analyse von Vorlesungsverzeichnissen und ausgewählter Beispiele werde ich versuchen, die wichtigsten Fragen zu skizzieren, mit denen sich eine Untersuchung der Universitätsmathematik befassen kann.