18. November 2021, ab 18 Uhr
Venue: Universitätsclub Bonn, Konviktstraße 9, 53113 Bonn
Description: Der umfangreiche Nachlass von Felix Hausdorff (etwa 26.000 Blatt) konnte gerettet werden. Am 2. November 1996 begann eine Arbeitsgruppe am Mathematischen Institut der Universität Bonn unter Leitung von Egbert Brieskorn eine Edition der Werke Felix Hausdorffs in die Wege zu leiten. Es war vorgesehen, einen erfahrenen Mathematikhistoriker und guten Kenner des Hausdorffschen Nachlasses als wissenschaftlichen Koordinator zu gewinnen; diese Aufgabe übernahm Walter Purkert. Er hat sich in der Folgezeit ganz der Arbeit an der Edition gewidmet und hat damit wesentlichen Anteil am Entstehen dieses umfangreichen Werkes. Im Jahr 2020 konnte die Hausdorff-Edition schließlich fertiggestellt werden. Dieses freudige Ereignis möchten wir mit einem kleinen Festakt feiern.
Allgemeine Hinweise
Beachten Sie bitte die folgenden Hinweise:
- Die Gesamt-Teilnehmer*innenzahl ist coronabedingt auf 96 Personen eingeschränkt. Etwa 30 Plätze werden für eingeladene Gäste reserviert, die an der Fertigstellung der Edition beteiligt waren. Seit dem 11.11.2021 ist die Anmeldung für die breite Öffentlichkeit freigeschaltet und wird so lange geöffnet sein, solange es noch freie Plätze gibt.
- Eine vorherige Anmeldung über das untenstehende Formular ist obligatorisch, auch für eingeladene Gäste und für HCM-Mitglieder.
- Update! Bei der Veranstaltung gilt die 2G-Regel, die im Eingangsbereich kontrolliert wird. Es gilt eine Maskenpflicht bis und ab dem Sitzplatz. Das Einchecken im Haus muss mit der Luca-App im Haus erfolgen. Wegemarkierungen sind einzuhalten, Desinfektionsmittel zu benutzen.
Program
Durch das Programm führt Thoralf Räsch.
17:15
Einlass
18:00
Eröffnung durch den Sprecher des HCM, Wolfgang Lück
19:00
Musikalisches Intermezzo: Felix Mendelssohn Bartholdy, Variations sérieuses op. 54, Valentin Blomer
19:15
Einführung in das Theaterstück "Mathematische Spaziergänge mit Emmy Noether", David Rowe
19:30
Aufführung des Theaterstücks "Mathematische Spaziergänge mit Emmy Noether", eine Koproduktion von portraittheater Wien und Freie Universität (FU) Berlin - Zentrale Frauenbeauftragte, Regie: Sandra Schüddekopf, Schauspiel: Anita Zieher
20:30
Empfang
Die Hausdorff-Edition hat nicht nur das mathematische Werk Felix Hausdorffs, sondern auch das schriftstellerische Werk seines Alter Ego Paul Mongré neu erschlossen. Dadurch ist deutlich geworden, dass es intellektuelle Entwicklungslinien gibt, die beide Seiten miteinander verbinden, und die vom schriftstellerischen Werk seiner jungen Jahre bis in das mathematische Werk seiner späteren Zeit führen. Der Vortrag wird drei unterscheidbare, aber doch miteinander verbundene Stufen dieser Entwicklung kurz vorstellen. Dabei geht es zunächst um die radikal erkenntniskritische Haltung in den von Friedrich Nietzsche mit inspirierten und unter dem Pseudonym Paul Mongé veröffentlichten schriftstellerischen Beiträgen der späten 1890er Jahre, eine Haltung, die Hausdorff selbst als „tranzendenten Nihilismus“ bezeichnete und die auch Georg Cantors Theorie der unendlichen Mengen schon aufgriff. Daran schloss sich in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts eine durch die Auseinandersetzung mit David Hilberts axiomatischer Geometrie, aber auch mit den damaligen philosophischen Diskussionen um Raum und Zeit geprägte Stufe des „besonnenen Empirismus“ an. Schließlich möchte ich zeigen, dass sich auch in Hausdorffs mathematischen Werken wie den 1914 erschienenen Grundzügen der Mengenlehre oder in seinem 1919 gedruckten Aufsatz über Dimension und äußeres Maß Motive finden, die sich als mathematische Klärungen von Fragen lesen lassen, welche Hausdorffs frühere Erkenntniskritik aufgeworfen hatte.
Eine Koproduktion von portraittheater Wien und Freie Universität (FU) Berlin - Zentrale Frauenbeauftragte
Regie: Sandra Schüddekopf
Schauspiel: Anita Zieher
Wissenschaftliche Beratung: Mechthild Koreuber und David Rowe
Wie wird man eine berühmte Mathematikerin? Es war kein einfacher Weg für Emmy Noether (1882 – 1935), von der einfachen Schülerin in Erlangen hin zu einer weltweit anerkannten Koryphäe der Algebra. Wer diese unkonventionelle Frau war und wie sie ihren Weg im Wissenschaftsbetrieb ging, erzählt das kurzweilige Stück von portraittheater mit Anita Zieher unter der Regie von Sandra Schüddekopf. In Videos sind Alexander E. Fennon, Werner Landsgesell, Karola Niederhuber und Helmut Schuster in „mathematischen Spaziergängen“ zu sehen. Weil sie eine Frau ist, verweigert man Emmy Noether jahrelang die Habilitation. 1919 kann sie sich als eine der ersten Frauen in Preußen habilitieren. Sie wird zwar nie ordentliche Professorin an einer deutschen Universität, aber Mathematiker aus der ganzen Welt zieht es nach Göttingen, um ihre Vorlesungen zu hören. Ihre Grundlagenarbeit wird durch die „Noether-Schule“ weitergetragen. Legendär wird ihre Methode des Spazierengehens, um mathematische Herausforderungen zu lösen, gemeinsam mit KollegInnen wie Helmut Hasse, Bartel van der Waerden, Pavel Alexandroff und der Österreicherin Olga Taussky-Todd. 1933 muss sie jedoch gehen: Emmy Noether ist unter den ersten sechs jüdischen Wissenschaftern, denen die Lehrbefugnis in Deutschland entzogen wird. Sie zieht in die USA und unterrichtet in Bryn Mawr und Princeton. 1935 stirbt sie überraschend an den Folgen einer Operation. Das Stück „Mathematische Spaziergänge mit Emmy Noether“ entstand als Koproduktion von portraittheater mit der Freien Universität Berlin, wo im Juni 2019 die Uraufführung stattfand. Weitere Infos: http://www.portraittheater.net/?portfolio=mathematische-spaziergaenge-mit-emmy-noether