Eine Vortragsreihe im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020
In diesem Jahr feiert der berühmteste Sohn Bonns, Ludwig van Beethoven, seinen 250ten Geburtstag. Zugleich wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft 100 Jahre alt. Zwei der sechs Bonner Exzellenzcluster, ImmunoSensation und das Hausdorff Center for Mathematics, nehmen beide Jubiläen zum Anlass, um die Musik aus ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive zu durchleuchten. Eine Vortragsreihe, verbunden mit kleineren Konzerten und Ausstellungen, möchte den Besucher*innen einen neuen Blick auf die Musik ermöglichen.
Folgende Termine stehen bereits fest:
Wegen Corona verschoben/online
Vortragender: Prof. Dr. Carsten Burstedde (Institut für Numerische Simulation, HCM)
Ort: Lipschitzsaal und Plückerraum, Mathezentrum, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn
Inhaltliche Beschreibung des Vortrags:
Wie der Name schon sagt, wird elektronische Musik elektronisch erzeugt - aber was bedeutet das genau? Wir wissen, dass Musik aus einer Menge von Schwingungen besteht, die ähnlich zu verstehen sind wie das Pendel an einer Schnur. Die Spannung der Schnur entsteht durch die Erdanziehung. Wodurch entsteht die elektrische Spannung in einem Schaltkreis? Wir werden dieser Analogie anhand von praktischen Beispielen auf den Grund gehen. Wie erzeugen wir eine mechanische und wie eine elektrische Schwingung, wie unterscheiden sich verschieden hohe Töne und wie hören wir diese, einzeln oder als Gemisch (der Physiker spricht von Überlagerung)? Welche Klänge finden wir interessant oder hören wir sogar besonders gerne? Wir suchen in diesem Vortrag nach wissenschaftlichen und auch experimentellen akustischen Antworten.
Interaktive Ausstellung zu Mathe und Musik:
Vor und nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, eine interaktive Ausstellung mit Klangdemonstrationen und mathematischen Exponaten zum Thema "Mathematik und Musik" zu besuchen, unter fachkundiger Begleitung des HCM-Schulteams.
Wegen Corona ausgefallen
Vortragender: Prof. Dr. Valentin Blomer (Mathematisches Institut, HCM)
Ort: Wolfgang-Paul-Saal, Universitätsclub, Konviktstr. 9, 53113 Bonn
Inhaltliche Beschreibung des Vortrags:
Um die Frage des Titels sinnvoll zu beantworten, muss man sich in erster Linie darüber klar werden, was Musik und Mathematik eigentlich ausmachen. In beiden Disziplinen spielen komplexe Strukturen eine wichtige Rolle. Aber Musik hat auch eine ganz entscheidende emotionale Komponente, die man in der Mathematik nur selten findet. Der Mathematikprofessor und Konzertpianist Valentin Blomer beleuchtet an ausgewählten Beispielen - am Flügel und am Rednerpult - ein Panorama verschiedener Aspekte von Mathematik und Musik, um sowohl Gemeinsamkeiten als auch konzeptionelle Unterschiede aufzuzeigen.
Wegen Corona ausgefallen
Vortragender: Dr. Thoralf Räsch (Mathematisches Institut, HCM)
Ort: Wolfgang-Paul-Saal, Universitätsclub, Konviktstr. 9, 53113 Bonn
Inhaltliche Beschreibung des Vortrags:
Mathematik und Musik haben mehr miteinander zu tun, als man vielleicht auf den ersten Blick glaubt. Schon den Pythagoräern waren die Zusammenhänge zwischen Zahl und Musik schnell klar geworden, so dass sie Intervalle innerhalb der Tonleiter als Verhältnisse ganzer Zahlen ausdrückten und so auch wohlklingende Klänge messbar zu sein schienen. In diesem Vortrag der Reihe geht es darum, was überhaupt ein Klang ist und wie man diesen digital erfassen kann. Hier kann uns die Mathematik wunderbar helfen. Mit den Methoden der Fourieranalyse kann man einen Klang in seine Einzelteile zerlegen und so eine lange Summe aus Einzeltönen erhalten. Aber keine Sorge: Die durchaus schwierigen verwendeten mathematischen Methoden im Vortrag werden leicht verständlich und unterhaltsam vorgestellt! Der Vortrag schließt mit den Ideen, wie die gewonnenen Erkenntnisse für die Speicherung der Musik im digitalen MP3-Player oder den benutzten Streamingdiensten gut genutzt werden können. Rechnen Sie mit uns!
Klaviertrio von Ludwig van Beethoven als Rahmenprogramm:
Der Vortrag wird umrahmt von Ludwig van Beethovens Klaviertrio Es Dur, op.1 Nr. 1 in vier Sätzen. Es spielen die Mathematiker*innen Noémie Combe (Violine), Matthias Kreck (Cello) und Valentin Blomer (Klavier).
Wegen Corona ausgefallen
Vortragender: Prof. Dr. Meinard Müller (International Audio Laboratories Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU))
Ort: Veranstaltungssaal, LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn
Inhaltliche Beschreibung des Vortrags:
Wenn eine Melodie sofort zum Ohrwurm wird, fragt man sich, ob man diese nicht schon einmal in einem anderen Musikstück gehört hat. Um das herauszufinden, reicht es nicht, Musiktitel und Komponist zu kennen. Man muss dafür Musikausschnitte auch akustisch vergleichen oder große Notenbestände nach ähnlichen Mustern durchsuchen können. Wer etwa nach einem Lieblingstitel sucht, könnte dem Computer ein Melodiefragment vorpfeifen und danach suchen lassen. Oder er könnte als MP3-Datei einen kurzen akustischen Musikausschnitt einspielen und danach fragen, in welchen Musikstücken ähnliche Passagen vorkommen. Ein Musikwissenschaftler könnte sich außerdem dafür interessieren, wo bestimmte Notenkonstellationen, Harmonieverläufe oder Rhythmen zu finden sind. In diesem Vortrag möchte ich anhand vieler musikalischer Beispiele auf neue Wege in der computergestützten Musiksuche und -analyse eingehen.
Zur Person:
Meinard Müller studierte Mathematik und Informatik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er sich im Dezember 2007 für das Lehrgebiet Informatik mit dem Thema "Methods for Robust and Efficient Multimedia Retrieval" habilitierte. Nach einer Nachwuchsgruppentätigkeit am Max-Planck Institut für Informatik in den Jahren 2007 bis 2012 ist Meinard Müller seit September 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Semantische Audiosignalverarbeitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der an den International Audio Laboratories Erlangen angesiedelt ist. Meinard Müller arbeitet insbesondere an Methoden zur automatisierten Analyse von Musik- und Audiodaten (www.music-processing.de). Hiebei legt er besonderen Wert darauf, diese interdisziplinäre Thematik auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen