“Da der Preis nur alle drei Jahre weltweit und altersunabhängig vergeben wird, ist die Auszeichnung wirklich eine sehr große Ehre und auch ein riesiger Ansporn für mich”, sagt Jessica Fintzen. Das Preisgeld von 5.000 US-Dollar rückt dabei völlig in den Hintergrund. Viel wichtiger ist es ihr, all denen zu danken, die mit ihr in den letzten Jahren durch zahlreiche Diskussionen das Gebiet der Darstellungstheorie p-adischer Gruppen vorangetrieben und sie immer wieder inspiriert haben.
Jessica Fintzen gilt trotz ihres noch jungen Alters bereits als weltweit führende Mathematikerin auf diesem Gebiet. Ausgezeichnet wird sie für ihre Forschung in diesem Teilgebiet der Algebra inklusive der Arbeit “Types for tame p-adic groups”, die 2021 im renommierten Journal “Annals of Mathematics” veröffentlich wurde und die mit Hilfe weiterentwickelter Techniken ein tieferes Verständnis der Darstellungen p-adischer Gruppen ermöglicht.
Gruppen sind Mengen, deren Elemente miteinander verknüpft werden können, so dass gewisse Regeln gelten wie beispielsweise das Assoziativgesetz. Ein Beispiel für eine Gruppe ist die Symmetriegruppe eines Würfels, die alle Operationen enthält, die den Würfel invariant lassen. In der Darstellungstheorie beschreibt man Gruppen als Matrizen, also als lineare Abbildungen zwischen Vektorräumen. Geht man vom Körper der rationalen Zahlen aus, kann man diesen auf verschiedene Arten zu größeren Körpern erweitern und vervollständigen. Eine sehr bekannte Art dies zu tun, ergibt den Körper der reellen Zahlen. Eine andere Möglichkeit führt für jede Primzahl p zu den sogenannten p-adische Zahlen. In der Forschung von Jessica Fintzen geht es darum, über diesen Körpern der p-adischen Zahlen Gruppen mit Hilfe von Matrizen zu beschreiben, sie “darzustellen”. In dieser Darstellungstheorie p-adischer Gruppen gibt es noch viele ungelöste Fragen, insbesondere für kleine Primzahlen p.
Zur Person
Jessica Fintzen erwarb zwei Bachelor-Abschlüsse in Mathematik und Physik an der internationalen Jacobs University Bremen, bevor sie ihren Doktortitel an der Harvard University verliehen bekam. Nach Stellen als Postdoktorandin an der University of Michigan, dem Institute for Advanced Study in Princeton und dem Trinity College in Cambridge wurde sie Dozentin und Royal Society University Research Fellow an der University of Cambridge sowie Assistenzprofessorin und später ordentliche Professorin an der Duke University. Im Jahr 2022 trat sie eine Professur an der Universität Bonn an.
Zum Preis
Der Frank Nelson Cole Prize in Algebra wird alle drei Jahre vergeben und ist mit 5.000 US-Dollar dotiert. Er wurde zu Ehren von Professor Frank Nelson Cole (1861–1926) eingerichtet, langjähriger Sekretär der American Mathematical Society. Erstmals vergeben wurde der Frank Nelson Cole Prize im Jahr 1928. Mit dem Preis wird weltweit und altersunabhängig eine bemerkenswerte Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Algebra ausgezeichnet, die in den letzten sechs Jahren erschienen ist. Im Jahr 2015 erhielt Peter Scholze vom HCM den Preis, der später mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde und nun Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik ist.